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Bulgarien
27.10.2009 Bulgarien- Belene
Unser erstes Ziel in Bulgarien ist Belene- die Anti-Atom-Aktivistin Albena hat nie auf eine Mail geantwortet, aber prompt auf eine SMS vor 2 Tagen- wir sind willkommen, always... Wir machen Filmaufnahmen in Belene und lernen dann in Nikopol an der Donau die sympathische Frau in einem spartanisch eingerichteten Haus kennen. Hier lebt ein Freund von ihr, ein türkischer Fischermann. Eine gesellige Runde, es gibt gebratenen frischen Donaufisch direkt aus der Pfanne und leckeren Wein von Albenas Ökofarm.28.10.2009 Belene- contra und auch pro?
Die Filmaufnahmen dauern 2 Stunden, Albena ist total souverän, steht nicht zum ersten Mal vor der Kamera. Anschließend kehren wir spontan bei Freunden von ihr ein, bei denen wir frischen Weißkohl und selbstgebrannten Schnaps serviert bekommen. Gegen 15.30 Uhr machen wir uns auf den Weg nach Veliko Tarnovo28.10.2009 Veliko Tarnovo- Orizare.
Fahren in die alte Hauptstadt Bulgariens ein, die einiges zu bieten hat- schöne kleine Gassen, eine alte Burg, Kirchen. Wir finden das Gemeindehaus der Philadelphiagemeinde, doch leider ist der Pfarrer nicht da. Das Gustav Adolf Werk Sachsen e.V. unterstützt in Bulgarien eine Ladenkette mit Secondhandkleidung aus Deutschland. Entwicklungshilfe? Entwicklungszusammenarbeit? Kirchenpatenschaft? Soziale Unterstützung? Wir finden das Thema Secondhandkleidung sehr spannend und haben uns daher dieses Projekt ausgesucht. Leider hat das GAWS uns erst gestern die Kontaktnummer vom Pfarrer geschickt, obwohl wir schon vor einem Monat den Kontakt gesucht haben. Allerdings mit einem sehr netten Begleitschreiben - sie freuen sich, dass wir uns das Projekt ausgesucht haben und sind offen für Kritik, Verbesserungsvorschläge und auch positives Feedback. Schade, dass die Kontaktdaten uns erst so spät erreichen. Leider ist es uns nicht möglich auf unbestimmte Zeit zu warten, da unsere nächste Kontaktperson in Orizare morgen nach Sofia fährt. Wir merken schon jetzt- feste Termine sind so mäßig auf einer Reise...:-)Wir fahren weiter Richtung Burgas, von dort aus nach Orizare- hier lebt die Familie von Stefan, einem Freund aus Lüneburg. Bis hier hin kannte Jonathan und auch das Auto die Strecke, vor 2 Jahren haben die beiden die Strecke mit Stefan und Marco und vielen Autoproblemen bereits bewältigt. Unfassbar für alle, die dies jetzt lesen- wir hatten noch immer keinen ernsten Zwischenfall, der mit dem Auto zusammen hängt!
Stefans Vater bringt uns in einer Stunde mehr Geschichte bei, als wir in 10 Schuljahren gelernt haben. Er erzählt von der bulgarischen Lebensart und auf die Frage, wie die Bulgaren auf Organisationen reagieren, die in Bulgarien “Entwicklungshilfe” leisten antwortet er für uns sehr überraschend: Die Bulgaren sind ein Volk, die wenig Freiwilligenarbeit leisten, da jeder erst einmal schaut- was habe ich davon? Welchen Profit schlage ich aus dieser Arbeit? Dieses Denken überträgt sich auch auf Entwicklungsorganisationen- die meisten nehmen an, dass sich die jeweiligen Organisationen an der Arbeit in ihrem Land bereichern wollen. Wir sind gespannt, ob wir derartigen Stimmen noch häufiger begegnen...
29.10.2009
Burgas im RegenSpontanes Treffen mit Daniela von den Grünen. Sie steht auf der oberen Liste der grünen Bewegung in Burgas. Da wir die “grüne Bewegung” als nachhaltige Entwicklung sehen und diese zwar politisch, aber aus dem Land selbst initiiert wird, treffen wir uns mit Daniela. Diese kommt 2 Stunden zu spät, hat aber Vyacheslav im Gepäck. Dieser ist mit seinem Fahrrad um das Schwarze Meer gefahren, um die Gesellschaft auf die Müllproblematik und die fehlende Müllentsorgung hinzuweisen.
Nach dem Interview mit Daniela ist kaum noch Zeit für den interessanten Radfahrer Vycheslav, wir werden ihn morgen wieder treffen. Gegen 16 Uhr finden wir das Büro der NGO Demetra. Diese wurden in den letzten Jahren finanziell von einer deutschen NGO unterstützt. Die NGO hat auf die dritte Mailanfrage, ob wir das Projekt in Bulgarien besuchen und porträtieren können, eine Absage geschickt, die wir hinnehmen mussten und nur vor Ort selber schauen konnten, ob Demetra an einer Zusammenarbeit mit uns interessiert ist. Demetra hat uns das Projekt- eine Präventionsstation gegen Gewalt- nur in einem “Schnellverfahren” zeigen können, da wir kurz vor Dunkelheit an einem Freitag abend eingetroffen sind. Wir durften filmen und haben auch ein paar interessante Informationen bekommen, leider nur sehr oberflächliche. Daher wird dieses Material wohl vorerst im Koffer bleiben. Die deutsche Organisation wurde von den lokalen Mitarbeitern mit keinem Wort erwähnt. Nach dieser Begegnung merken wir, das unser “spontanes Konzept” nicht so einfach ist, wie gedacht. Ein kleiner Durchhänger, der mit gutem Essen aber schnell wieder behoben wird.
31.10.2009 Burgas- Pancarköy
Um 9.30 Uhr erwartet uns der Radfahrer bereits wieder im Hotel, wir gehen mit ihm durch die Stadt Richtung Schwarzes Meer und er erzählt uns seine spannende Geschichte. Ein kalter Wind vertreibt uns recht schnell wieder vom Meer. Wir nehmen die Landstraße nach Malko Tarnovo und erreichen die Türkei um 16 Uhr. Nachdem wir 7 Schranken passiert und unsere Pässe dementsprechend oft ein- und ausgepackt haben, folgt eine endlos lange, nagelneue Straße Richtung Istanbul. Wir fahren Landstraße, da die Autobahnen Gebühren kosten. Von der Grenze aus haben wir noch 240 km vor uns.In Pancarköy parken wir unser Auto an einer Schule, denken, dies wäre zwischen Moschee und Kiosk eine gute Schlafmöglichkeit. Doch wir sollen uns irren... Kurz nachdem wir den Tee aufgesetzt haben, stürmt ein kräftiger Türke ohne anzuklopfen unser Auto und scheint auf türkisch wissen zu wollen, was wir hier treiben. Mit Händen und Füßen versuchen wir zu erklären. Die Tür knallt zu, er holt Verstärkung. Aber dann wird uns freundlich erklärt, wir sollten doch nicht auf der Straße, sondern auf dem Schulparkplatz parken. In der Nacht verstehen wir warum- der Schulhof scheint der Jugendtreffpunkt zu sein, auch die Muslime trinken am Wochenende mal ein Bier. In der Nacht wird immer wieder an der Tür gerüttelt oder gegen das Auto geklopft.